Aktienmarkt: Versteckte Schwäche unter der Oberfläche – Gold als Warnsignal

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By Felix Neumann

Unter der Oberfläche rekordverdächtiger Aktienmarktindizes entwickelten sich bereits lange vor den geopolitischen Handelsspannungen, die weite Aufmerksamkeit erregten, erhebliche zugrunde liegende Schwächen. Während wichtige Benchmarks auf eine robuste Gesundheit hindeuteten, zeigte eine genauere Untersuchung ein gegensätzliches Bild interner Marktfragilität und einer sich verengenden Beteiligung.

Enge Marktführerschaft und Bewertungsbedenken

Die wichtigen US-Aktienindizes wie der S&P 500, Nasdaq und Dow Jones erreichten Anfang des Jahres beeindruckende Höhen. Dieser Anstieg wurde jedoch großtenteils von einigen wenigen Mega-Cap-Technologieaktien angetrieben. Ein erheblicher Teil der Gewinne des S&P 500 im Jahr 2024 wurde beispielsweise ausschließlich der Gruppe zugeschrieben, die als die „Magnificent Seven“ bekannt ist, da stark in Themen rund um künstliche Intelligenz investiert wurde.

Diese Konzentration der Performance führte zu einer Divergenz. Laut Carter Worth von Worth Charting „begann die eigentliche Schwäche lange vor dem Höchststand der Indizes, und das war bei den individuellen Aktienkursen sichtbar.“ Daten von Ende März verdeutlichten diese Diskrepanz: Die durchschnittliche US-Aktie wurde etwa 32,3 % unter ihrem 52-Wochen-Hoch gehandelt, während der breitere Marktindex nur etwa 9,6 % von seinem Höchststand entfernt war. Dies deutete darauf hin, dass, während die Generale (Indizes) vorrückten, viele Soldaten (einzelne Aktien) auf dem Rückzug waren.

Darüber hinaus trugen hohe Gewinnerwartungen zur Unsicherheit des Marktes bei. Adam Turnquist von LPL Financial bemerkte, dass die Messlatte „vom Jahresanfang an sehr hoch gelegt“ worden sei, was potenziell die Bühne für Enttäuschungen bereite. Auch Bewertungskennzahlen zeigten Warnsignale. Die Bank of America hatte zuvor darauf hingewiesen, dass das Kurs-Buchwert-Verhältnis des S&P 500 die Niveaus des Höhepunkts der Dot-Com-Blase im Jahr 2000 überschritten hatte, was auf eine potenzielle Überbewertung hindeutet.

Technische Signale deuten nach unten

Über die enge Marktführerschaft hinaus gaben auch technische Indikatoren und die Sektorperformance Anlass zur Vorsicht. Wichtige Technologieriesen verzeichneten erhebliche Rückgänge von ihren jüngsten Höchstständen; Microsoft (MSFT) verzeichnete einen Rückgang von über 21 %, und Nvidia (NVDA) fiel nach seinem Höchststand deutlich. Wichtig ist, dass der Dow Jones Transportation Average, der oft als Frühindikator für die Wirtschaft gilt, von seinen früheren Höchstständen erheblich gefallen war, was auf breitere wirtschaftliche Bedenken hindeutet.

Ein kritisches strukturelles Signal, das von Worth hervorgehoben wurde, betraf den 150-Tage-Durchschnitt des breiten Russell 3000 Index. Sein erstmaliges Abflachen seit zwei Jahren wurde als Bestätigung für den Beginn eines „strukturellen Bärenmarktes“ interpretiert, was auf eine längerfristige Verschiebung der Marktdynamik statt auf einen vorübergehenden Rückgang hindeutet.

Verschiebung hin zu defensiven Anlagen: Die Goldrallye

Das Thema eines Marktphasenwechsels wurde durch die bemerkenswerte Goldrallye verstärkt. Das Edelmetall schoss im April auf historische Höchststände und übertraf 3.300 Dollar pro Unze. Dieser Schritt wird traditionell als Flucht in sichere Häfen angesehen und deutet auf eine gesteigerte Risikoaversion unter den Anlegern hin.

Aus technischer Sicht stieg der monatliche Relative Strength Index (RSI) von Gold auf über 86. Dies ist ein seltenes Ereignis, das seit 1975 nur wenige Male beobachtet wurde. Historisch gesehen sind solche extremen Werte oft signifikanten prozentualen Rückgängen im zweistelligen Bereich beim Goldpreis vorausgegangen, was darauf hindeutet, dass die Rallye überhitzt sein könnte, auch wenn sie die aktuelle defensive Positionierung widerspiegelt.

Das vorherrschende Marktumfeld sei durch „tiefe Unsicherheit, mit geopolitischen Risiken und wirtschaftlicher Stagnation“ gekennzeichnet, warnte Worth. Er riet, dass dieser Hintergrund keine Ausweitung von Kurs-Gewinn-Verhältnissen allein auf der Grundlage von Optimismus unterstütze. „Dies wird nicht mit Enthusiasmus bezahlt, sondern mit Vorsicht. Das Fieber ist gebrochen“, schloss er und betonte eine notwendige Verschiebung hin zu einem konservativeren Anlageansatz.

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