Kering in der Krise: Gucci-Umsatz bricht massiv ein

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By Alexander Schuster

Im Luxusgütersektor wächst die Besorgnis, da Kering, die Muttergesellschaft mehrerer bekannter Modehäuser, mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Die Performance seiner Hauptmarke Gucci hat Beobachter besonders beunruhigt und lässt angesichts der herausfordernden globalen Wirtschaftslage Zweifel an den kurzfristigen Aussichten des Konzerns aufkommen.

Guccis starker Umsatzrückgang

Das erste Quartal 2025 brachte beunruhigende Nachrichten für Kering, da sein wichtigster Umsatzträger, Gucci, einen erheblichen Rückgang der Umsätze um 25 % im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete und bei 1,57 Milliarden Euro lag. Dieser starke Einbruch für eine Marke, die fast die Hälfte des Gesamtumsatzes der Gruppe ausmacht, löste bei Investoren und Marktanalysten sofort Alarm aus. Die Marktreaktion war spürbar: Die Aktien von Kering (KER) schlossen nach der Ankündigung um 0,97 % niedriger bei rund 173 Euro.

Schwierigkeiten der gesamten Gruppe und externer Druck

Guccis Schwierigkeiten sind Teil eines breiteren Trends, der das Portfolio von Kering betrifft. Yves Saint Laurent meldete einen Umsatzrückgang von 9 %, während selbst das zuvor widerstandsfähige Bottega Veneta nur noch ein Wachstum von 4 % verzeichnete. Zusätzlich zu diesen internen Herausforderungen kommen makroökonomische Faktoren hinzu, darunter neue Zölle, die von der aktuellen US-Regierung unter Präsident Donald Trump eingeführt wurden und den Druck auf den Luxusmarkt, insbesondere in der wichtigen chinesischen Region, verstärkt haben. Finanzanalysten haben auf das schwierige operative Umfeld hingewiesen, wobei TD Cowen das Fehlen klarer Anzeichen einer Verbesserung auf dem asiatisch-pazifischen Markt hervorhob und vor weiteren möglichen negativen Auswirkungen auf die Ergebnisse warnte, falls die Abwärtstrends bei Gucci und YSL anhalten.

Analysten-Downgrades und strategische Zweifel

Investmentbanken haben mit einer Anpassung ihrer Ausblicke für Kering reagiert. JPMorgan Chase äußerte erhebliche Vorbehalte hinsichtlich der Wirksamkeit des Turnaround-Plans von Gucci und erklärte in einem Bericht: „Das Fehlen positiver Signale lässt darauf schließen, dass der Turnaround deutlich langsamer verlaufen wird, was sich negativ auf Gewinne und Cashflow auswirkt.“ Infolgedessen senkte JPMorgan sein Kursziel für die Kering-Aktie von 195 € auf 150 €. Ebenso revidiere TD Cowen sein Ziel von 260 € auf 175 € nach unten. Der Konsens unter den Analysten deutet auf eine anhaltend schwache Performance im zweiten Quartal hin, wobei eine mögliche Erholung voraussichtlich nur allmählich erfolgen und nicht vor der zweiten Jahreshälfte zu erwarten ist.

Unsicherheit bei der kreativen Leitung

Zur Unsicherheit trägt auch der jüngste Wechsel in der kreativen Führung bei Gucci bei. Demna Gvasalia wurde im März zum neuen künstlerischen Leiter ernannt; seine erste Kollektion wird im September erwartet. Sein Ruf für eine disruptive Ästhetik hat den Markt jedoch noch nicht vollständig überzeugt. „Es gibt Bedenken hinsichtlich der Markenidentität von Gucci. Ohne klare Richtung riskiert die Marke, verwirrende Signale an die Verbraucher zu senden“, kommentierte Yanmei Tang von Third Bridge. Die Geschichte der Marke mit strategischen Fehltritten und Führungsumbrüchen hat die Situation zusätzlich verkompliziert.

Trotz des vorherrschenden Pessimismus glauben einige Analysten, dass die Marktreaktion übertrieben hart sein könnte. Jelena Sokolova von Morningstar meinte, dass Guccis anhaltender globaler Ruf, seine bedeutende Preissetzungsmacht und die robuste Vertriebskontrolle einen dauerhaften Rückgang unwahrscheinlich machen.

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