Kenneth Rogoff korrigiert seine Bitcoin-Prognose von 2018: Warum er sich irrte

Foto des Autors

By Alexander Schuster

Die sich wandelnde Landschaft der digitalen Finanzwelt stellt etablierte Wirtschaftsparadigmen weiterhin auf die Probe. Dies wird durch eine bemerkenswerte Neubewertung seitens eines führenden Akademikers deutlich. Kenneth Rogoff, ein angesehener Professor der Harvard University und ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, hat seine frühere Skepsis gegenüber Bitcoin offen revidiert und eingeräumt, dass seine Prognosen aus dem Jahr 2018 die spätere Entwicklung der Kryptowährung und ihre zugrunde liegenden wirtschaftlichen Triebkräfte nicht erfasst haben.

  • Rogoffs ursprüngliche Prognose von 2018 sah Bitcoin bei maximal 100 US-Dollar.
  • Er glaubte, der Hauptnutzen von Bitcoin liege in illegalen Aktivitäten.
  • Ein wichtiger Faktor für seine Fehleinschätzung war die Erwartung strenger US-Regulierungen, die nicht eintraten.
  • Er unterschätzte die immense Nachfrage aus der globalen Schattenwirtschaft.
  • Zudem war die Akzeptanz von Kryptowährungen durch Regulierungsbehörden unerwartet hoch.

Kenneth Rogoffs frühere Einschätzung

Die Prognose von 2018

Im Jahr 2018 hatte Rogoff bekanntlich behauptet, Bitcoin sei „eher 100 US-Dollar als 100.000 US-Dollar wert“. Diese Ansicht basierte auf der Überzeugung, dass der Nutzen der Kryptowährung über illegale Aktivitäten wie Geldwäsche und Steuerhinterziehung hinaus minimal sei. Er äußerte diese Auffassung in einer Erklärung vom Mai 2018 auf CNBC, in der er andeutete, dass, sobald die Möglichkeiten für illegale Nutzung eingeschränkt würden, die tatsächliche Transaktionsanwendung von Bitcoin vernachlässigbar wäre.

Gründe für die Fehleinschätzung

Fehlende regulatorische Eingriffe

Rogoff führt seine Fehleinschätzung nun auf mehrere entscheidende Versäumnisse zurück. Ein Schlüsselfaktor war eine falsche Erwartung hinsichtlich eines proaktiven Eingreifens der US-Regierung. Er hatte die Implementierung einer, wie er es nannte, „intelligenten“ Regulierung für die Kryptowährungsbranche antizipiert, in der Annahme, dass solche Maßnahmen den operativen Spielraum des digitalen Assets stark einschränken würden. Dieses erwartete Regulierungsrahmenwerk materialisierte sich jedoch nicht in der Form oder mit der Wirkung, die er prognostiziert hatte, wodurch Bitcoin in einem weniger restriktiven Umfeld agieren konnte als angenommen.

Unterschätzung der Schattenwirtschaft und der Regulatoren

Des Weiteren räumt der Ökonom ein, die beträchtliche Nachfrage nach Bitcoin innerhalb der globalen Schattenwirtschaft, die auf immense 20 Billionen US-Dollar geschätzt wird, unterschätzt zu haben. Dieses übersehene Segment der Wirtschaftstätigkeit bot einen bedeutenden, wenn auch unkonventionellen Anwendungsfall und Nachfragetreiber für die dezentralisierte digitale Währung. Eine zusätzliche unvorhergesehene Entwicklung war die überraschende Fähigkeit der Regulierungsbehörden selbst, Kryptowährungen ohne schwerwiegende Konsequenzen zu halten oder zu akkommodieren, was deren wahrgenommene Legitimität und Marktintegration weiter förderte.

Die Marktentwicklung seit 2018

Die Marktentwicklung seit Rogoffs ursprünglicher Einschätzung verdeutlicht seine revidierte Haltung drastisch. Als er seine Kommentare im Jahr 2018 abgab, wurde Bitcoin über 11.000 US-Dollar gehandelt. Zum Zeitpunkt der Berichterstattung des Originalartikels war das Asset auf etwa 114.000 US-Dollar gestiegen. Diese erhebliche Wertsteigerung unterstreicht das komplexe Zusammenspiel von Marktdynamiken, sich entwickelnden Regulierungslandschaften und bisher nicht anerkannten wirtschaftlichen Rollen, die Bitcoins Entwicklung geprägt haben, und macht eine Neubewertung seiner fundamentalen Bewertung durch Finanzexperten erforderlich.

Share